Das Räuchern hat in meiner Familie einen eigenen Stellenwert. Besonders meine verstorbene Oma aus dem Südtirol hatte wohl noch ganz viel solches Wissen. Sie räucherte zum Beispiel ihre eingesalzenen Würste und Speckseiten nur mit Wacholderbüschen. Ich erinnere mich an die 4m hohe und pechschwarze Küche, oben hing der Rauch und die Speckseiten schauten unten etwas raus. Der Rauch wurde im Schlafzimmer meiner Oma in ihrem kleinen Ofen erzeugt, der durch ein Rohr mit der Küche verbunden war. Sie hatte ein warmes Zimmer und die Küche Rauch;)
Meine Oma war damals auch diejenige, die die Verstorbenen im Dorf wusch und zurecht machte. Das Ausräuchern der Sterbezimmer nach der Beerdigung waren sehr wichtige Rituale. Das Zimmer wurde ausgeräuchert und 3 Tage nicht betreten. Erst dann wurde es gut gelüftet und wieder "frei" gegeben.
Leider konnte ich diese Erlebnisse nicht selbst erleben, da wäre ich "Feuer und Flamme" gewesen.
Meine Mutter erzählte mir dies, da sie als Kind immer viel dabei war. Sie meint noch heute, dass ihr das damals nicht geschadet hat. Es gehörte zum Leben halt dazu. Sie meint auch, dass Sterbende oder Verstorbene ihr darum vielleicht keine Angst machen.
Mein grosser Bruder war früher Sternsinger und das recht lange. Er war der Mohr und räucherte beim Besuch bei uns jeweils die Bude regelrecht zu. Das sind wohl meine frühesten Erinnerungen ans Räuchern. Mir gefiel dieser besonders duftende Rauch sehr.
Als Ministrantin war ich bei hohen Gottesdiensten oft diejenige, die gerne den Weihrauch schwenkte, denn diese Ministranten hatten einen eigenen Ablauf und durften oft während der Messe draussen das Weihrauchfässchen schwenken, damit die glühende Kohle nicht erlosch. Ich schwenkte oft mit Wonne und es roch dann ganz wunderbar;) Oder für Gewisse weniger.....
Das Räuchern neben religiösen Anlässen kommt in unseren Breitengraden nur noch wenig zur Anwendung, denn viel altes Volkswissen und Traditionen gehen/ging in den letzten Jahrzehnten verloren, was ich sehr schade finde. Damit ich dem etwas entgegensteuern kann, zeige ich Euch hier meine Räuchererkenntnisse;)
Eine einfache Variante des Räuchern ist mit einer feuerfesten Schale, Sand (hier gewöhnlicher Vogelsand) und Räucherkohle. Die kann in Stangen gekauft werden.
Sie wird in die Schale gelegt oder gestellt und muss zuerst mit einem Zündholz angezündet werden. Sie glüht (wie ein Zischen) dann einmal durch und erst dann können Kräuter oder/und Harze darauf gelegt werden, denn dann ist sie heiss.
Die Kräuter und Harze bitte in Massen auf die Kohle legen. Wenig ist in dem Fall mehr.
Verbrannte Harz- oder Kräuter-Stücke mit einer Pinzette oder ähnlichem entfernen und nach Wunsch weitere Harze auflegen.
Nach dem Räuchern nach Wunsch den Rauch im Raum etwas belassen.
Danach auf alle Fälle gut lüften. Die Räume sind danach sehr frisch und klar.
Die Rauhnächte sind eine Art Zwischenzeit, in der nach altem Volksglauben das Rad des Lebens zum Stillstand kommt und die Schicksalsfäden für das kommende Jahr gesponnen werden. Früher glaubte man, dass in dieser Zeit alles ruhen sollte, um dieses "weben" nicht zu stören. Es war die Zeit, des Rückzugs, der Innenschau und der Reflexion. Das alte Jahr wurde auf diese Art gut verabschiedet, alle Monate des vergangenen Jahres wurden angeschaut. Vieles sollte im alten Jahr bleiben und keine "Schlacken" sollten mit in's neue Jahr. Daher wurde in dieser Zeit auch viel geputzt und Heim und Stall intensiv ausgeräuchert.
Weihrauch ist wohl eines der ältesten Räucherwaren. Die älteste Geschichte ist wohl die der drei Könige, sie brachten Weihrauch, Myrre und Gold. Drei der wertvollsten Gaben zu dieser Zeit.
Weihrauch ist ein luftgetrocknetes Gummiharz, das vom Weihrauchbaum mittels einschneiden der Rinde gewonnen wird. Die Farben sollten im gelb-braun variieren. Rote sind wohl eingefärbt.
Der Ursprung der Harze ist der Orient und Afrika.
Weiter gibt es zum Thema Räuchern weiter verschiedene Räuchermischungen.
Ebenfalls ein besonders Harz, das als Styrax eigentlich bekannt ist aber auch als Amber oder Balsam in alten Büchern benannt wird. Es wird wie der Weihrauch gewonnen und benützt.
Myrrhe ist ebenfalls ein Harz eines "Balsambaumes".
Ein kurzer Film des Schweizer Fernsehens zeigt nochmals einfach, wie Baumharze gesammelt werden und wie der Umgang mit der Räucherkohle funktioniert
Früher war es für die Bauern von existenzieller Bedeutung, das Vieh und die Familie gesund durch den Winter zu bringen. Das Ausräuchern von Heim und Stallungen mit getrockneten Kräutern war eine wichtige Aufgabe. Die Kräuter zusammen mit Weihrauch hatten eine desinfizierende Wirkung.
Kräuter die im Sommer gesammelt wurden sowie gesegnete Kräuter die an Maria Himmelfahrt noch an vielen Orten gesegnet werden.
Kräuterklassiker sind: Salbei, Thymian, Lavendel, Schafgarbe, Königskerze, Minze, Melisse, Rosamerin und Engelwurz, Eisenkraut, Alantwurzel, Holunder(Blüten), Johanniskraut, Wacholder, Beifuss und Wermut. Es konnten aber auch Harze von Bäumen wie Kiefer- oder Fichtenharz im Wald gesammelt und mit den Kräutern zusammen gemischt werden.
Solltest Du selbst eine Mischung machen, dann bitte 3/4 Kräuter und etwa 1/4 Harze benützen. Das wäre eine optimales Mischungsverhältnis.
Aus der Aromatherapie ist bekannt, dass die ätherischen Öle, die beim Verräuchern freigesetzt werden, wie Thymian, Wacholder und Weihrauch unteranderen desinfizierend wirken. So wurden früher auch Kranken- und Sterbezimmer damit ausgeräuchert.
Es gibt viele verschiedene gesundheitliche Aspekte, die das Räuchern befürworten. Wer sich damit weiter beschäftigen möchte, erkundige sich in der Apotheke oder in der Drogerie.
Das war so ein kleiner Abriss über das Thema Räuchern. Ein sehr spannendes Thema;)
Ich hoffe, es hat Euch gefallen. Es gäbe sicherlich Vieles zu ergänzen, vielleicht weiss jemand von Euch noch etwas dazu? Dann schreibt es mir doch in den Kommentar!
Euch allen weiterhin schöne Festtage!
Herzlich, Rita
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